2004
Humankapital
Definition
"Humankapital" wurde gewählt, weil der Begriff aus der Wirtschaftssprache zunehmend in anderen Bereichen verwendet wird und Menschen auf eine rein ökonomische Größe reduziert. Die Jury kritisierte, dass dadurch nicht nur Arbeitskräfte, sondern Menschen insgesamt auf ihren wirtschaftlichen Nutzen verkürzt werden. Anlass war die Aufnahme des Begriffs in eine EU-Erklärung 2004, die Fähigkeiten und Wissen von Personen als wirtschaftlichen Wert definiert. Die Jury betonte, dass der Begriff in der Fachsprache legitim, in der öffentlichen Debatte aber problematisch ist.
Historischer Kontext
2004 prägten Debatten um Arbeitsmarkt, Sozialreformen und Bildungspolitik in Deutschland und Europa die öffentliche Diskussion. Die EU-Definition von "Humankapital" verstärkte die Kritik an der Ökonomisierung des Menschenbildes. Medien und Politik verwendeten den Begriff kontrovers, viele sahen darin eine Entmenschlichung. Die Wahl als Unwort reflektiert diese gesellschaftliche Debatte und die wachsende Ablehnung einer rein wirtschaftlichen Sicht auf Menschen.
Beispiel
"Der Begriff ‚Humankapital‘ degradiert nicht nur Arbeitskräfte, sondern Menschen überhaupt zu nur noch ökonomisch interessanten Größen." – Begründung der Unwort-Jury 2004, Sprecher Horst Dieter Schlosser