Unwort des Jahres

2002

Ich-AG

Definition

"Ich-AG" wurde gewählt, weil der Begriff aus dem Hartz-Konzept der deutschen Arbeitsmarktreformen stammt und eine Einzelunternehmung bezeichnet, die von Arbeitslosen gegründet wird, die einen Existenzgründungszuschuss erhalten. Der Begriff wurde 2002 als Unwort des Jahres gewählt, da er die soziale Problematik der Arbeitslosigkeit durch eine sprachliche Verharmlosung herunterspielt. Die Ich-AG sollte Arbeitslosen den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern und wurde mit dem Gesetzespaket "Hartz II" am 1. Januar 2003 eingeführt. Kritiker sahen im Begriff ein Missverhältnis zwischen Wort und Wirklichkeit, da er menschliche Schicksale auf ein wirtschaftliches Börsenniveau reduzierte.

Historischer Kontext

Im Jahr 2002 führte die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder umfassende Arbeitsmarktreformen durch, bekannt als Hartz-Konzept, benannt nach Peter Hartz. Ziel war es, die hohe Arbeitslosigkeit zu senken und Arbeitslosen durch die Ich-AG den Weg in die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Der Begriff wurde kontrovers diskutiert, da er einerseits Chancen bot, andererseits aber als Euphemismus für prekäre Beschäftigung galt. Die Wahl zum Unwort des Jahres spiegelte diese gesellschaftliche Kritik wider.

Beispiel

"Die Ich-AG ist eine Möglichkeit für Arbeitslose, sich selbständig zu machen und so dem Arbeitsmarkt zu entkommen, doch der Begriff verharmlost die sozialen Risiken dieser Maßnahme." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2002)